31 August 2006

 

Polizeilich verordente Eskorte?

Auf unserem Weg zum Mount Huang Shan (黄山, ich weiss jetzt, wie ich chinesisch schreiben kann) verschlechterten sich die Strassen zunehmend. Groessere Baustellen und Sandpisten bescherten uns eine staubige Umwelt (Bild 1: Strasse nach Durchfahrt eines Busses).

Als uns die Moeglichkeit geboten wurde, einen im Bau stehenden Highway (Bild 2) zu benuetzen, mussten wir nicht lange ueberlegen, denn dieser fuehrte gemaess Angaben von Arbeitern auf direktem Weg zu unserem Ziel.

Wir sahen so die verschiedenen Stadien eines Highways im Bau, davon ein sehr grosser Teil auf Pfeilern und ein paar Tunnels. Die Tunnels waren uns ein besonderes Vergnuegen: Die frische Kuehle, die absolute Dunkelheit und der Widerhall unseres Gebruells (je lauter desto Echo...) liessen uns den harten Reisealltag vergessen.

Leider war dann aber ploetzlich Ende befahrbare Baustelle: Eine eindeutige Barriere hinderte uns an der Weiterfahrt. Im gerade unter dem Highway befindenden Dorf fanden wir eine guenstige Unterkunft. Urspruenglich waere die Uebernachtung gratis gewesen (so haben wir es wenigstens verstanden), wenn nicht die Polizei noch unsere Feierabendruhe gestoert haette. Nach einer strengen Passkontrolle und ein paar fehlschlagenden Versuchen mit uns zu kommunizieren, verliess die Polizei uns wieder. Nun wollten wir doch noch erfahren was abgegangen war und telefonierten der Hotline in Zuerich (Lijun, herzlichen Dank!).

Anscheinend war der Polizei nicht genehm, dass wir die spannenden Tunnels (vor allem wenn auch andere Verkehrsteilnehmer durchdroehnen) befuhren und unser Gastgeber wurde beauftragt, uns am naechsten Tag bis an den Berg zu begleiten (je nach Person zwischen 15 und 30 km). Was hatten wir da wieder angerichtet...

Mit schlechtem Gewissen und in Erwartung was fuer ein Auf und Ab uns der naechste Tag ohne Highway und Tunnels bringen wuerde, schliefen wir in unserem einfachen Hotelzimmerchen ein (Bild 3).
Nach einem grossen Topf Nudeln (ja, in China herrschen andere Essgewohnheiten) fuhren wir um 7 Uhr mit unserem Gastgeber und seiner Frau ab. Sie begleiteten uns auf dem Motorrad.

Wie erwartet ging es vorerst ueber Stock und Stein (die offizielle Sandpiste), doch schon bald nahmen wir die Auffahrt auf den Highway, der uns ein schnelleres vorwaertskommen ermoeglichte.
Kaum drauf, 'versperrte' uns auch schon ein Tunnel den Weg (Bild 4). Erstaunlicherweise wurden wir aufgefordert, unsere Stirnlampen zu montieren und anschliessend den Tunnel zu durchfahren...

Etwas verwirrt fragten wir uns, ob der Gastgeber auch illegalerweise den Tunnel befuhr oder ob die Polizei lediglich fand, wir brauchten Licht fuer den Tunnel: In China haben Fahrraeder naemlich prinzipiell kein Licht, auch bei Dunkelheit nicht.

In einem Hotel am Fusse des Mount Huang Shan wurde uns nach 11 km Tee serviert, die Frau unseres Gastbebers nahm dort ihre Arbeit auf und wir wurden aufgefordert, doch noch eine Nacht zu bleiben...

Inwiefern wir unserem edlen Gastgeber eine Buerde oder eine willkommene Abwechslung waren wissen wir nicht. Jedenfalls haben wir nicht das Gefuehl, dass er uns die verordnete Begleitung uebel genommen hat.

28 August 2006

 

Ueberlebenskunst bei unschweizerischen Temperaturen

Wie wir Temperaturen von bis zu 43 Grad (Fahrtwind, dafuer Sonne) aushalten? Das haben wir uns auch schon gefragt und stellen dabei fest, dass man sich sogar an diese Unannehmlichkeit gewoehnen kann. Wir haben Wege gefunden, die uns das Reiseleben abwechslungsreich und ertraeglich machen.

So suchen wir waehrend der groebsten Hitze ein schattiges Plaetzchen, wo wir nebst einem ausgedehnten Mittagsschlaf auch mal etwas kochen, damit wir nochmals treten moegen.

Um das Fahren angenehmer und gesuender zu gestalten halten wir haeufig in kleinen Shops, wo wir uns ein kuehles Getraenk und eine Hitzepause goennen. Seit wir nicht mehr bis nach Hong Kong treten wollen, machen wir diese Pausen mit sehr gutem Gewissen und freuen uns an den dabei entstehenden Erlebnissen oder Kontakten (die meistens kein englisch sprechen...).

Heute hatten wir das Vergnuegen, mit dem jungen Verkaufspersonal (Erwachsene waren nur teilweise anwesend, wir und andere Kunden wurden von den Kindern bedient) ein paar Runden zu spielen. Das Foto beweist, dass es fuer beide Seiten ein Vergnuegen war.
Zum Glueck hatten wir bereits frueher versucht, das Spiel durch Beobachtung erwachsener Spieler zu verstehen und konnten so bereits die erste Runde fuer uns entscheiden (eigentlich war es Severin, der gewann).

Leider hatten wir bisher erst einmal das Vergnuegen, uns in einem Bach oder See abzukuehlen. Meistens ist das Wasser sichtbar abschreckend und zudem haben wir schon beim Gedanken an ein Bad die Bilharziose im Hinterkopf (nicht in der Leber). Wir konnten diesem klaren Bergbach aber nicht widerstehen, hielten das Baden kurz und fuehlen uns dabei auch heute noch unverwurmt wohl.

26 August 2006

 

Chinesische Strassen und deren Benuetzung

Man muesste meinen, China sei ein radfahrerfreundliches Land. Dem ist, ausser vielleicht in den Grossstaedten, nicht so. Ich werde dies mit ein paar Bildern illustrieren:

Dieses Bild zeigt uns beim verlassen von Hangzhou und stellt eine durchschnittliche Dorfstrasse dar. In der Mitte einen Teerstreifen, der in der Regel dreispurig befahren wird: je eine pro Seite, in der Mitte eine Ueberholspur. Reichen diese Spuren nicht aus wird gehupt, der lautere erhaelt den Vortritt... Wird ausnahmsweise einmal auf die Sandspur ausgewichen, so kommt zusaetzlich zur bereits abgasgeschwaengerten Luft auch noch Strassenstaub.

Dies stellt eine Situation dar, in die wir schon oefters gerieten: Aufgrund fehlender Signalisierung (in Doerfern sind die Wegweiser nach Strasse und nicht nach Ortschaften angeschrieben) fuhren wir nach Kompass in eine riesige Strasse ein und freuten uns ab dem schwachen Verkehr. Der Grund dafuer wurde uns ein paar hundert Meter spaeter geliefert: Sackgasse!

Weil wir genug vom Verfahren hatten, wichen wir auf eine 'sichere' Strasse aus, die auch gut beschildert war und groesstenteils an den Doerfern vorbei fuehrte. Von Chinesen hatten wir gelernt, dass die Strassensignalisation vor allem dekorative Zwecke erfuellt. Bereits frueher hatten wir erfahren, dass jemand der sich an alle Regeln und Gesetze halte ein Buenzli und daher kein Chinese sei. Wenigstens hier passen wir uns an, so gut wie es unser Gewissen zu laesst (und die Polizei es toleriert).

Leider nuetzt auch die vorhin beschriebene Methode nicht immer, denn auf diesem Bild zeigt der Wegweiser fuer uns geradeaus, die Strasse ist jedoch gesperrt. Zum Glueck konnte man hier wenigstens noch rechts abbiegen, was auch bestens klappte. Wir stellen generell fest, dass Wegweiser entweder schon lange vor dem Bau der Strasse aufgestellt oder nach deren Abbruch nicht mehr entfernt werden. Oder liegt es ganz einfach daran, dass wir die Zeichen fuer 'Umleitung' noch nicht kennen?

So viel zu den Strassen, noch ein kurzes Wort zum Verkehr: Solange wir uns nicht verfahren, werden wir fast permanent von hupenden Bussen, stinkenden Lastwagen und droehnenden Dreiradtransportern begleitet (hupen, stinken und droehnen tun eigentlich alle). Radfahrer gibt es vor allem in den Doerfern, der motorisierte Verkehr ueberwiegt jedoch.

23 August 2006

 

'Laendliche' 6-Millionenstadt...

Nach der zweiten Nacht auf einem Brett ('laendliche' Betten scheinen Matratzen nicht zu kennen) machten wir uns frueh auf, um auch heute moeglichst weit zu kommen.
Doch machte uns das Wetter ziemlich schnell einen Strich durch die Rechnung: Bereits um 9 Uhr plagten wir uns bei 38 Grad durch die Sonne, so dass wir schleunigst ein Schattenplaetzchen suchten und uns vom Temperaturschock erholten.

Ich habe mich wahrscheinlich noch selten auf einer Velotour ueber Regenwolken gefreut, doch dies hat sich in China geaendert. Mit Freude entdeckten wir diese vielversprechenden Wolken und fuhren los. Wie man auf dem Bild sieht, hatten wir sogar Rueckenwind...

Schon bald verschwanden die Wolken unentleert wieder und wir fuhren diesmal bei bis zu 42 Grad weiter. Unser erstes Tagesziel, Hangzhou, haben wir erreicht. Doch 100 km waren es nicht. Wir erkannten, dass wir es nie radelnd bis Hong Kong schaffen wuerden. Die Temperaturen sind zu demotivierend und wir muessten die restlichen Tage ausschliesslich dem Vorwaertskommen widmen. Das heisst kaum mehr Schattenpausen, kein Abweichen von der geplanten Route, keine Besuche von Sehenswuerdigkeiten am Wegrand, kein Geniessen... Wir werden versuchen, uns, unsere Velos und das Gepaeck per Zug, Bus oder Taxi rechtzeitig Richtung Hong Kong zu bringen.

A propos laendliche Gegend (wie im Blog vom 20. August vermutet): Wir mussten feststellen, dass Hangzhou eine 6 Millionen-Stadt ist, von Land also keine Rede. Auch sonst ist die Landschaft bisher eher industriell als laendlich. Wir sind gespannt, was noch auf uns zukommen wird. Es steht eine huegelige Route bevor.

Trotzdem fanden wir unterwegs eine Frau, die eine ganz spezielle Erntemethode anwandte. Keine Ahnung, was fuer ein Kraut solche Methoden verlangt.

22 August 2006

 

Ein Vergnuegungspark und Essen unter Aufsicht

Wir haben es trotzdem wieder ins Internet geschafft und koennen daher weiter von unserem Fortkommen berichten.

Unser Ziel, 100 km pro Tag zu fahren konnten wir bereits am ersten Tag nicht einhalten. In Shanghai stiessen wir auf eine imposante fuenfstoeckige Kreuzung, die von unten nicht richtig in Pixeln festgehalten werden konnte. Wir entschieden uns also spontan, das Riesenrad im angrenzenden Vergnuegungspark aufzusuchen. Damit kamen wir zu unserem Foto und zwei anderen Bahnen, die im Eintrittsbillett inbegriffen waren. Bei diesem Vergnuegen vergassen wir ganz unser ambitioese Tagesziel...

Hier sieht man uns auf dem Air fighter, eine Art Karussell, auf dem man sich gegenseitig zu Boden schiessen kann (natuerlich sassen wir waehrend der Kampfphase nicht im selben 'Kampfjet'). Wir mussten gleich 4 Mal drauf...

Die ersten 30 km legten wir in Stadtgebiet zurueck und konnten uns nicht einmal richtig freuen, als wir endlich eine 'Land'strasse befahren konnten: Diese staubte so, dass wir schon fast wieder Heimweh nach Shanghai hatten. Doch bald besserte sich auch diese Situation und wir folgten einer Allee bis ins naechste Dorf, wo wir etwas umstaendlich unsere erste Landunterkunft fanden. Ohne uebersetzungswillige Studentinnen haetten wir wohl unser Zelt in einem Feld aufstellen muessen und die Nacht durchgeschwitzt.

Fruehstueck war bereits um 6.30, was uns entgegen kam. Schliesslich mussten wir heute wirklich einen 100er hinlegen, wollten wir den Flug in Hong Kong nicht schon waehrend den ersten Tagen verpassen. Bei 38 Grad und wenig Sonne bereuten wir schon fast, unsere Veloreise in einem solch heissen Land geplant zu haben. Ich stellte mir schon vor, wie meine Haut am Abend leuchten wuerde (trotz Sonnencreme!). Zum Glueck kamen aber schnell Wolken und sogar etwas Regen, was das Reisen viel angenehmer machte und uns heute ganze 116 km vorwaerts brachte.

Action gab es heute beim Mittagessen: Wir hatten uns Noodles gekauft und ich hatte die Peperoncini auf der Packung uebersehen. Da wir in einer Laube unter Aufsicht einiger chinesischer Rentner kochten und assen, durfte ich mir keine Bloesse geben. Fahren mochte ich danach aber trotzdem :-)

20 August 2006

 

Der Grosse Tag: Gabriels chinesische Hochzeit

Endlich war der Tag da, auf den nicht nur wir gewartet hatten! Vier Schweizer und ein Japaner (ein Arbeitskollege Gabriels aus Tokyo) haben sich nach Shanghai aufgemacht, um dieses einmalige Ereignis live zu erleben. Wir durften an einer traditionell gestalteten chinesischen Hochzeit teilhaben.

Puenktlich um 17 Uhr trafen wir beim Restaurant ein, wo bereits grosse Teile der Familie Lijuns und das Brautpaar auf uns warteten. Nachdem die obligaten Fotos mit dem Brautpaar geschossen waren, wurde uns ein Tisch zugewiesen, an dem gluecklicherweise auch englisch sprechende Chinesen Platz nahmen.

Grosszuegig wurden die verschiedensten Speisen aufgetragen: Lebende Krevetten, je eine ganze Ente, Gans und Forelle sowie ein ganzes Lamm, Krebse, Schweineschwartenfett auf Lotusblatt zubereitet, Salate, Delikatessknorpel mit Huehnerhaut, Pouletsuppe (wobei das in der Suppe schwimmende Huehnchen nicht zum Verzehr vorgesehen war) und andere exotische Leckerbissen.
Obwohl (oder vielleicht gerade weil) wir von jeder neu aufgetragenen Platte tapfer schoepften, wurden wir bei der Hochzeitstorte uebergangen: Erst nach Intervention durften auch wir diese Delikatesse kosten.

Waehrend wir uns voll (fr)assen, schien das Brautpaar ziemlich beschaeftigt: Zweimal musste es sich umziehen, posierte fuer Film und Foto und stand der Moderatorin Red und Antwort. Im Gegensatz zu Schweizer Hochzeiten war das Brautpaar Alleinunterhalter. Die Gaeste waren nur Zuschauer und schlugen sich die Maegen voll.

Zum Schluss durften wir zusammen mit ein paar Kolleginnen Lijuns das Brautpaar in ihr edles Hotelzimmer begleiten. Wir waren gespannt, was Lijuns Kolleginnen vorbereitet hatten, denn anscheinend sollten im Hotelzimmer noch die Post abgehen. Sogar der Kameramann und die Fotografin kamen mit und filmten das im Zimmer aufliegende Fotoalbum (wenigstens wurde es nicht nochmals fotografiert). Danach standen wir kurz verlegen mit dem Brautpaar in dessen Zimmer, denn niemand hatte etwas vorbereitet. Somit verabschiedeten wir uns bald vor laufender Kamera vom Brautpaar (das habe ich erst im Nachhinein begriffen) und kehrten in unsere Zimmer zurueck.

Wir haben eine etwas andere Hochzeit genossen und danken dem Brautpaar fuer die Einladung und die nette Gastfreundschaft, die uns in Shanghai gewaehrt wurde!








Bildlegende:
1. Das Brautpaar bei der Begruessung
2. Die Vase diente auch als Aquarium
3. Der Champagner wird nur einmal auf kunstvolle Weise eingeschenkt
4. Die traditionelle Kleidung des Brautpaares
5. Die beiden wussten das (chinesische) Publikum zu unterhalten (leider waren die anscheinend lustigen Kommentare alle chinesisch)
6. So sieht es aus, wenn einen das Essen anlaechelt...
7. Die vier Schweizer mit der fast verpassten Hochzeitstorte

18 August 2006

 

Shanghai: China?

Gestern frueh sind wir ausgeschlafen in Shanghai angekommen: Auf meine hilfslose Buchungsanfrage im Bahnhof Beijing hatten wir edle Schlafwagen erhalten.

Nach dem Einchecken in guenstigen Guesthouse der Universitaet Shanghai (dank der Vermittlung durch meinen Bruder war das moeglich) wurden wir von von Gabriel und spaeter auch von Lijuen durch Shanghai gefuehrt. Die Unterschiede zwischen Beijing und Shanghai sind enorm. Die Gegensaetze zwischen arm und reich sind in Beijing viel ausgepraegter, Shanghai ist sauberer und koennte irgend eine westliche Stadt sein (waere da nicht die komische Schrift).

Nach einem Besuch von Shanghais Gruyeres (oder Appenzell), einem traditionellen chinesischen Touristenaltstadtteil, nutzten wir die Gelegenheit, Shanghai aus ca. 367 m zu betrachten. Wir hatten das Glueck der Planung, Shanghai so bei Tag, Daemmerung und bei Nacht zu sehen. Eindrueklich, sich in einer Grossstadt mit so vielen architektonisch kreativen Hochhaeusern zu bewegen! Da sich dieses Erlebnis kaum in Worten beschreiben laesst, hier ein paar Bilder:









Das letzte Bild zeigt die Aussicht aus unserem Guesthouse-Zimmer.

 

Wer kennt dieses Dorf?

Mitten in der rekonstruierten Altstadt von China stiessen wir auf ein Bild, das uns stutzig werden liess.

Irgendwie wurde hier ein mitteleuropaeisches Dorf in die chinesische Landschaft eingebettet. Wir vermuten, dass es sogar ein Schweizer Dorf sein koennte. Kann uns jemand weiter helfen und das Geheimnis nach dem Ursprung des Bildes lueften? Ein Klick auf das Bild vergroessert dieses, damit auch mit anstaendigen Mitteln geraetselt werden kann.

Antworten bitte als Kommentar posten. Danke!

P.S: Auf dem Bild die Schweizer Heiratsdelegation: Linda, Lijuen (wegen ihr sind wir hier), Severin, Urs, Gabriel himself, ich hinter der Kamera :-)

 

Kunst und Katzenmusik in Beijing

Nach dieser langen und zum Glueck doch nicht langweiligen Nachtzugfahrt goennten wir uns zwei Stunden Schlaf im Wartsaal (tat das gut!), damit wir ab 6 Uhr unser Gepaeck einstellen und uns anschliessend frei in Beijing bewegen konnten.

Hoehepunkte waren an diesem Tag nicht zu erwarten, schliesslich war es ein uns aufgezwungener Wartetag. Wir nutzten die Chance und schlenderten der Shoppingmeile entlang, besuchten nochmals den Himmelstempelpark und holten nach, was wir bei unserem ersten Aufenthalt verpasst hatten.

Als Fremdling kann man sich noch so chinesisch benehmen, man wird trotzdem angesprochen und vielleicht sogar in eine Gallerie verschleppt. Wir wurden zweimal in eine Ausstellung eingeladen und konnten uns ein Bild chinesischer Mal- und Zeichenkultur machen. Dies toent vielleicht langweilig, war es aber nicht: Wir haben verschiedene Dinge erfahren, die uns China naeher brachten. Wir schafften es, uns ohne etwas zu kaufen zu verabschieden. Zwar waren die Bilder teilweise wirklich gut, doch wollten wir unser (Ueber)Gepaeck nicht noch mehr strapazieren. Zudem wuesste ich nicht, wo und ob ich so ein Bild auch wirklich aufhaengen wuerde...

Danach ging es nochmals in den Himmelstempelpark (frei aus dem englischen uebersetzt), um den beim letzten Besuch verpassten Himmelstempel zu besuchen. Dabei entdeckten wir den Mittelpunkt der Erde. Da ein grosser Ansturm bestand, wollten wir uns nicht auch noch auf dem Erdzentrum stehend ablichten zu lassen. Dafuer schlenderten wir weiter im Park und genossen die hier vorherrschende Katzenmusik (eine Art zweisaitige Geige und 'Gesang'), die von den Einheimischen mit Insbrunst gepflegt wird. Wenn ich wuesste wie einbetten, wuerde ich euch gerne ein Muesterchen praesentieren.

14 August 2006

 

Fondue chinoise a la chinoise

Der Hunger fuehrte uns heute in ein Restaurant, das sich unserem Empfinden nach auf Fondue chinoise (ich nenne es nun mal so, da es vom Grundsatz her gleich aufgebaut ist) spezialisiert war.

Wir wurden freundlich auf english begruesst und durften mit Hilfe einer bebilderten Speisekarte unsere Wuensche mitteilen. Kaum hatten wir uns entschieden, wurden wir mit dem Essen 'bombardiert': Eine Service-Angestellte stand uns beiseite und fuellte unsere leeren Schaelchen und Tassen noch fast bevor sie wieder leer waren. Ob es daran lag dass wir so unbeholfen mit unseren Staebchen hantierten oder ob ein anderer Grund vorlag, konnten wir leider nicht feststellen (unser Hilferuf an den Fachmann wurde mangels Handy-Guthaben aprupt abgebrochen, dem Personal fehlten die Englischkenntnisse fuer diesen Spezialfall).

Fazit: Wir genossen ein Speed-Fondue chinoise, haben einen vollen Magen und bezahlten dafuer gerade mal 6 Franken pro Person...

Bild: Da ist mir das Fleisch soeben in die Schale zurueck geflogen. Wegen Zeitdruck konnten wir das Foto erst am Schluss des Essens machen :-(

 

Nicht ganz hundert...

Die erste Nacht ohne Schwitzen, so macht campen Spass! Heute Morgen genossen wir nochmals die wunderbare Aussicht auf die umliegenden Huegel und entdeckten dabei Ueberreste von Wachtuermen, die von der Chinesischen Mauer stammen duerften (zu sehen auf dem Huegel ganz links).

Gluecklicherweise ging die heutige Etappe praktisch nur abwaerts oder geradeaus, so dass wir locker das fuer heute gesetzte Ziel, Chengde, erreichten (96 km).

Da uns das gestrige Mittagessen zu lange ging, versorgten wir uns heute in einem Supermarkt. Weil draussen die Sonne schien (bei Abfahrt zeigte das Thermometer 42 Grad an der Sonne an) und drinnen Stuehlchen standen, liessen wir uns mit Zustimmung der Ladenbesitzerin nieder. Ein ganz neues Gefuehl, in einem Supermarkt zu speisen!

Weiter ging es nach Chengde, wo wir morgen eine Art 'China Miniature' des Kaisers Sommerresidenz besuchen werden.

P.S: Wie die Bilder zeigen, hat sich die Kamera schon wieder von ihrem Suff erholt. Manchmal torkelt sie noch etwas, doch grundsaetzlich funktioniert's. Judihui!

P.P.S: Dank Schweizer Hilfe (oder Deutscher, jedenfalls nicht Severins) ist meine SIM-Karte wieder empfangsbereit.

12 August 2006

 

Melonensaft im Getriebe

Nach einer durchschwitzten Nacht machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Grosse Mauer (schliesslich traeumen wir schon seit Tagen davon).

Mit Karte und Kompass als Hilfsmittel bahnten wir unseren Weg durch das laendliche China. In einem kleinen Dorf konnten wir einen Laden als solchen identifizieren und kauften uns nebst Getraenk eine saftige, schmackhafte Wassermelone, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird (nicht des Geschmackes wegen, sondern weil wir nicht die ganze aufs Mal essen konnten). Fuer das Dorf waren wir die Tagesattraktion, zumindest kam es uns so vor.

Gegen vier Uhr erreichten wir Simatai, ein Touristenzentrum um die Grosse Mauer. Mit den zur Verfuegung stehenden Mitteln liessen wir uns auf den Berg fuehren, damit wir die Mauer (wie fuer Touristen ueblich) auch beruehren konnten. Leider war an das Aufstellen des Zeltes nicht zu denken, was uns nach der letzten Nacht nicht ungelegen kam.Die Besichtigung der Mauer wurde dadurch etwas spanneder gestaltet, als mein Fotoapparat genau in diesem Moment nicht mehr richtig wollte: Den noch nicht gegessenen Melonenviertel lagerte ich ungeschickt verpackt in meiner Lenkertasche, so dass sich meine Kamera mit Melonensaft vollsog. Bis jetzt besteht noch Hoffnung auf Heilung, das praesentierte Foto ist eventuell das letzte dieser Kamera...

Die Nacht verbringe wir in der Jugenherberge vor Ort und hoffen morgen auf gute Sicht auf die Mauer. Dann muessen wir los, denn wir sind unverhofft pleite gegangen und suchen verzweifelt einen Geldausspuckautomat.

P.S: Ich kann keine SMS mehr empfangen und Severin hat keine Lust, genaeuere Details bekannt zu geben...

 

Eine Nacht im Schwitzkasten

Der Weg zur Grossen Mauer war haerter und laenger als erwartet. Wir versuchten, den grossen, verkehrsreichen, staubigen, mit hupenden Angsteinfloessern berasten Strassen aus dem Weg zu gehen. So landeten wir bisher zum Glueck noch nie in einer Sackgasse, jedoch auf schwer befahrbarem Gelaende. So kaempften wir uns gestern ueber 10 km durch Sumpf und Schlagloecher. Der reinigende Platzregen stoerte zwar beim Kochen, doch war die Erfrischung nicht unwillkommen.

Da wir immer noch nicht richtig chinesisch koennen und zu scheu waren um nach einer Unterkunft zu fragen, stellten wir unser Zelt auf (schliesslich muss auch unser Uebergepaeck amortisiert werden). Wir fanden ein schoenes ungestoertes Plaetzchen, nur ein paar Scheisshaeufchen deuteten auf frueheres Leben hin.

Nach dieser Nacht waren wir ueberzeugte Nur-im-Notfall-Camper: Erstens schwitzen wir noch vom steilen Aufstieg an diesen Aussichtspunkt (nuetze uns wegen des Nebels wenig). Zweitens kuehlte es in der Nacht kaum ab, so dass wir diese schweissnass verbrachten. Drittens fehlte erfrischendes Wasser (eine weitreichende Suchaktion hatte keinen Tropfen Wasser ergeben).

11 August 2006

 

Orientierungsprobleme?

Gestern hatten wir vor, Peking zu verlassen. Vorher versuchten wir zum dritten Mal (der gute Wille war da!) einen Helm fuer Severin zu kaufen. Nachdem uns am Vortag 7 Yuan (ca. 1 Franken) fehlten, war aus unerfindlichen Gruenden ist der Preis ueber Nacht gestiegen. Das war fuer uns ein Hinweis, keinen chinesischen Helm zu kaufen, der vielleicht ohnehin gefaehrlicher als gar keiner waere.

Bei Platzregen machten wir uns auf den Weg Richtung Nordosten. Komischerweise ertappten wir uns ploetzlich, wie wir suedwestlich fuhren. Wie es dazu kam, kann keiner von uns rekonstruieren. Wir gehen davon aus, dass eine Strasse eine Kurve machte und wir dabei die Suednadel des Kompass gegen die Nordnadel austauschten. Wir geben zu, dass wir (oder zumindest der Schuldige) dies hier lieber nicht geschrieben haetten ;-)

Der Regen brachte uns 'frische' Luft, dafuer auch Stau. Diesen konnten wir geschickt durchfahren, bis auch wir vor der Pfuetze standen: Wir waren froh, dass unser Gepaeck nicht nur Spritzwasserdicht ist. Leider vergassen wir, diesen einmaligen Moment auf Pixel festzuhalten. In der Glunke war es zu ungemuetlich um anzuhalten und nochmals nur fuer ein Foto zu posieren war uns auch zu nass. Wir sind nicht die einzigen, die dieses Foto vermissen werden...

Gestern Abend wuschen wir unsere Kleider in der Badewanne (ja, wir leisteten uns nochmals ein Hotel). Leider trockneten sie nicht so schnell wie erhofft. Daher dieser Eintrag im Blog. Heutiges Ziel ist die Mauer. Angesichts des Wetters moechten wir ein nebliges, feuchtes Mauerfoto inklusive Zelt schiessen. Ob das wohl klappt?

Wir wuerden gerne schreiben, wo wir uns gerade befinden... Hier noch die Anmerkung, dass wir uns unterdessen eine Karte im Massstag 1 : 1'000'000 geleistet haben.

09 August 2006

 

Polizeitransport und ein Missgeschick

Gestern Abend, nachdem wir uns in einem edleren Restaurant die Maegen gefuellt hatten, machten wir uns auf die Suche nach dem Platz des Himmlischen Friedens. Es wird wohl der Regen gewesen sein, der unsere Orientierung stoerte. Wir landeten zwar vor dem Eingang zur verbotenen Stadt, doch der direkte Weg zum Platz der grossen Ereignisse blieb uns verwehrt. Wir irrten unbeholfen auf der Suche nach einem moeglichst direkten Weg weiter, bis eine Polizeistreife Erbarmen zeigte und uns inklusive Blaulicht hin fuhr (es gab wirklich keine anderen Gruende, jedenfalls nicht dass wir uns eines solchen bewusst waeren).

Da der Platz in der Nacht abgesperrt ist, machten wir uns bald auf den Heimweg. Dabei wurden wir von einem Velotaxifahrer ueber die Ohren gehauen. Dafuer waren wir schneller im Hotel. Seither trauen wir keinem Chinesen mehr, respektiv trauen ihnen alles zu... Wir werden in Zukunft die Metro (Faktor 0,2) oder unsere eigenen Velos (Faktor 0) benuetzen.

Bild: Das Tor zum Himmlischen Frieden mit dem Abbild Maos bei Nacht.

08 August 2006

 

Zensur umgangen!

Problem behoben: Wir koennen unseren Blog inklusive Kommentare betrachten! Ein erhabenes Gefuehl...

 

Umgehung chinesischer Zensur?

Leider koennen wir nicht auf unseren Blog zugreifen, da die chinesische Regierung heikle Daten in Blogs vermutet. Zum Glueck koennen wir wenigstens Eintraege verfassen. Diese sind fuer uns jedoch in China nicht zugaenglich :-(.

Hat uns jemand einen Tipp, wie wir die Seite vielleicht doch anschauen koennten? Wir vermuten aber, dass dies nicht so einfach sein duerfte...
Tipps bitte per E-Mail, da wir auf die Kommentare wahrscheinlich (noch) nicht zugreifen koennen. Vielleicht erhalten wir aber ein Mail mit den entsprechenden Kommentaren, so dass wir trotzdem auch mitdiskutieren koennen :-)

 

Jet Lag?

Nein, wuerden wir stolz behaupten. Da uns kein medizinischer Rat in einer besseren Beurteilung unterstuetzen kann, werden wir dies auch so weiter betrachten. Trotzdem schliefen wir heute bis um 11 Uhr aus (entspricht 5 Uhr MEZ).
Ziel von heute Dienstag 08.08.06: Platz des himmlischen Friedens (Tiananmen) und die Verbotene Stadt. Erreicht: (noch) keins von beiden. Der weg zum Ziel war so spannend, dass unsere Fuesse immer wieder vom Kurs abdrifteten. Wir sind fleissig am Lernen. Sei es im Restaurant, wenn wir eine Stunde mit dem Entziffern und Uebersetzen eines (!) chinesischen Schriftzeichens verbringen oder lernen, blinkende Polizeisirenen zu ignorieren. Wir vermuten, dass aus Spargruenden der on-/offschalter mit der Zuendung gekoppelt wurde, was einen zusaetzlichen Schalter erspart. Vielleicht erreichen wir den grossen Platz noch bei Nacht, aber zuerst ist Nahrungsaufnahme angesagt.

 

Ueberraschungen von Beginn weg

Mit den Ticket fuer 30 kg Freigepaeck, den verpackten Bikes (je 19 Kg) und unserem Expeditionsgepaeck (je ca. 16 kg) und Handgepaeck am Limit der Toleranz checkten wir ein. Meine bisherigen Erfahrungen lehrten mich, dass entweder sehr tolerant eingecheckt wird oder der Preis fuer das Uebergepaeck moderat ausfallen wird. Dem war jedoch nicht so heute! Die Toleranz war zwar in sehr kleinem Rahmen vorhanden, der Preis jedoch sprengte unsere Erwartungen. Da es fuer uns eine sehr unangenehme und teure Ueberraschung war, haben wir diese schnell verdraengt. Ich werde erst mit der Kreditkartenabrechnung wieder mit dem Preis konfrontiert werden. Bis dahin wird es aber noch dauern und wir erfreuen uns an den verschiedensten noch zu machenden Entdeckungen (die hoffentlich positiver ausfallen werden).

In Doha (Qatar) trafen wir auf einen Schweizer Chinakenner, der auf unsere offenen Fragen eine Antwort wusste: Wir wuerden zum Uebernachten kein Zelt benoetigen und die mitgeschleppte Kueche wuerde nicht benoetigt werden, da in jedem Kaff eine Verpflegungs- oder Schlafmoeglichkeit bestehen wuerde. Im Wissen um den Preis fuer unser Gepaeck war das eher ein harter Schlag...

Nach gut 24 Stunden Reise (ab Ostermundigen, resp. Herisau) sind wir in Beijing gelandet. Nachdem drei verschiedene Formulare und entsprechend viele Kontrollstellen (SARS, Pass, Zoll) passiert waren, warteten wir gespannt auf unser hoffentlich komplett und unverletztes Gepaeck. Von weitem konnten wir eine geoeffnete Veloschachtel erkennen und inspizierten den Inhalt mit entsprechender Spannung. Wir konnten keine weitere Unregelmaessigkeit ausmachen und auch das Zusammensetzen und beladen der Bikes verlief ohne weitere Probleme. Blieben uns die (gem. erhaltenen Info) 50 km durch Beijing zum Hotel...

05 August 2006

 

Ferien!!!

Herzlich willkommen auf unserem Chinabikereiseblog! Endlich haben auch wir es geschafft, das Arbeiten und andere Alltagsverpflichtungen zur Seite zu schieben. Hat bei beiden lange gedauert, doch jetzt ist es wirklich soweit: Wir fliegen in wenigen Stunden nach Peking!

Aufgrund der sehr belebten Vorferienzeit blieb uns kaum Zeit für eine detaillierte Vorbereitung. Wir konnten den Reiseführer während dem Kaufvorgang kurz durchblättern um sicher zu gehen, dass es ein Chinareiseführer war; neue Geräte werden wir erst bei Notwendigkeit zum ersten Mal einsetzen und dabei spüren, wie gut doch Reisevorbereitungen gewesen wären...

Da wir uns aber so oder so nicht mehr vorbereitet hätten als wir es jetzt sind, dient uns der Zeitmangel als Ausrede, sollte auf unserer Reise etwas schief gehen, dass Normalplaner schon in der Schweiz verhindert hätten.
Übrigens: Normalplaner verhindern noch viel mehr. Nämlich Dinge, ohne die unsere Ferien garantiert langweilig würden ;-)

Wir werden versuchen, diesen Blog von Zeit zu Zeit zu aktualisieren. Da wir aber nicht wissen ob China auch am Internet angeschlossen ist, versprechen wir den nächsten Eintrag auf spätestens den 10. September. Dann sind wir nämlich wieder da und können uns ans Aktualisieren setzen.

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